Lesung mit Inge Deutschkron

17.05.2011: "Überleben als Verpflichtung" - Lesung in der Dietrich-Bonhoeffer-Bücherei. Zu der Lesung lud die Fraktion der SPD in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ein.

"Überleben als Verpflichtung" - Lesung mit Inge Deutschkron vom 17. Mai 2011

Gut sechzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer sorgten am 17. Mai 2011 in der Kinderbuchabteilung der Wilmersdorfer Dietrich-Bonhoeffer-Bücherei für eine gut besuchte Lesung mit Inge Deutschkron (Jahrgang 1922). Sie las aus ihrer aktuellen Veröffentlichung "Überleben als Verpflichtung" (2010, Butzon&Bercker).

Ergreifend sind ihre erlebten Erinnerungen an ihr "erstes" Leben, wie es Inge Deutschkron nennt, an Kindheit, Jugend, und als junge Frau unter den Nazis in Berlin, und wie sie mit den alltäglichen Schikanen als Jüdin zurechtkam, die ihr Leben spätestens ab 1935 (Nürnberger Gesetze) in fast allen Lagen bedrohten. Bedrückend sind die schlimmen und verstörenden Schilderungen, wie sie mit ihrer Mutter untertauchen musste und trotzdem, siebzehnjährig ohne Schulabschluss und Ausbildung, arbeiten ging (der Vater konnte ab 1939 nach London ausreisen). Die Arbeit in der Blindenwerkstatt von Otto "Papa" Weidt ab 1941 bewahrte sie vor der Deportation. Sie merkte in der Lesung an, dass "Lachen manchmal wichtig in solchen Situationen war". Weiter berichtete sie, wie es war, als die Freunde, Nachbarn oder Verwandten deportiert wurden (der erste Transport in ein Konzentrationslager fand vor 70 Jahren, am 18. Oktober 1941, vom Gleis 17 in Grunewald statt).

Zwischen Januar 1943 und Kriegsende 1945 versteckten sich Inge Deutschkron und die Mutter in mehreren Unterkünften. "Ohne den Mut der sozialdemokratischen Freunde würde ich heute hier nicht sitzen", sagte Inge Deutschkron über die "stillen Helden". Mehrfach drohte der Verrat durch neugierige oder denunziatorische NachbarInnen, so dass die beiden ihre Verstecke fluchtartig wechseln mussten. Ihre Zufluchtsorte waren unter anderem in der Sächsischen Straße 26, Westfälischen Straße 64 und Konstanzer Straße 3 in Wilmersdorf.

Das biografische Buch "Ich trug den gelben Stern" ist Inge Deutschkrons bekannteste Publikation, auf die auch das Theaterstück "Ab heute heißt du Sara" von Volker Ludwig aufbaut, das regelmäßig im Grips-Theater für Menschen ab 16 stattfindet ("Weitere Publikationen").

Inge Deutschkron erzählt bis heute Schülerinnen und Schülern auf Anfrage von ihren Erlebnissen während der Nazi-Zeit. Sie ist lebendige Geschichte. Sie tut das seit Anfang der neunziger Jahre als in Deutschland Ausländerfeindlichkeit in einigen Regionen zeitweise zu eskalieren drohte und in Berlin 1989 die "Republikaner" mit 7,9 % auf Anhieb ins Abgeordnetenhaus einzogen.

Ergreifend bezeugt Inge Deutschkron ihre Erlebnisse während der dunkelsten Zeit jüngerer deutscher Geschichte. Ich verehre Inge Deutschkron.

Im Anschluss an die Lesung wurde ein Büchertisch angeboten und die Möglichkeit, mit Inge Deutschkron ins Gespräch zu kommen.

Zu der Lesung lud die Fraktion der SPD in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ein.

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