Das Schoeler-Schlösschen ist bereits jetzt ein Schmuckstück
17.08.2011: Franziska Becker spricht mit dem Geschäftsführer über die Aufgaben von Westwind e.V.
Franziska Becker spricht mit Ditmar Gatzmaga von Westwind e.V.
Anfang August besuchte ich das Schoeler-Schlösschen, das in meinem Wahlkreis liegt und sprach mit Ditmar Gatzmaga, Geschäftsführer von Westwind e.V. Über den Verein wird vor allem der Innenausbau des ältesten Hauses von Wilmersdorf organisiert und es werden Spenden gesammelt. Künftig wird in dem Haus die private Bibliothek des Bundespräsidenten a.D. Johannes Rau der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Welche Interessen verbindet ihr Verein Westwind e.V. mit dem Schoeler-Schlösschen?
Westwind - Wir Nordrhein-Westfalen in Berlin e.V. wurde 2008 gegründet und unsere Veranstaltungen finden in der Regel auch dort statt. Seitdem lautet unsere Postanschrift Schoeler-Schlösschen, Wilhelmsaue 126. Denn in diesem Haus wird die private Bibliothek des Bundespräsidenten a.D. Johannes Rau der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Und es wird als Kultur- und Veranstaltungszentrum mit überregionaler Ausstrahlung auch Platz bieten für Veranstaltungen jeder Art. Beispielsweise präsentieren wir bis Ende September die Fotoausstellung "Der ferne Osten" von Sabine Würich, die von 1989 bis 2009 die Entwicklung der neuen Bundesländer fotografisch dokumentierte. Anlass der Ausstellung ist die Erinnerung an den Bau der Mauer vor 50 Jahren.
Wie ist die bauliche Situation aktuell?
Von außen betrachtet ist das Haus bereits jetzt ein Schmuckstück. Die Stiftung Denkmalschutz Berlin wird die Sanierung der Fassade bis Ende September abschließen, den Vorgarten und den Gartenbereich hinter dem Haus gärtnerisch gestalten lassen. Anschließend beginnt der Innenausbau mit der Einrichtung des Cafés im Erdgeschoss, inklusive einer kleinen Küche. Bernhard Paul wird hier das weltweit erste "Roncallli Café" einrichten, überwiegend bestücken wird er es mit aus dem Fundus seiner riesigen Sammlung von Caféhausmöbeln und -Utensilien. Parkett, Wandvertäfelungen und Tresen hat er bereits ausgeguckt. Wie es danach weitergeht? Das hängt auch davon ab, wie schnell und reichlich die Spenden fließen.
Herr Gatzmaga, wie ist der Stand der Spendeneinwerbung für das Schoeler-Schloesschen und was muss noch geschehen?
Im Sommer letzten Jahres, nach Abschluss des Großteils der Rekonstruktionsarbeiten, fehlten für den Innenausbau noch 500.000,- Euro. Etwa die Hälfte davon dürfte mittlerweile durch Geld- und Sachspenden aufgebracht worden sein. Für den großen Rest ist jede Unterstützung und Summe willkommen!
Wer dazu mehr wissen möchte: Infos zum Stand des Projekts liefert eine Broschüre, die man im Netz unter Stiftung Denkmalschutz und Westwind herunterladen, oder sie zum Weiterreichen auch bestellen kann.
Dürfen wir annehmen, dass Christina Rau bei der Werbung für dieses Projekt eine besondere Rolle spielt?
Aber selbstverständlich. Im Kiez, so habe ich mir sagen lassen, hat man das Schoeler-Schlösschen schon lange ins Herz geschlossen. Und da Christina Rau in den letzten Jahren immer wieder die kleinen Veranstaltungen im Schlösschen besucht hat, zählt sie einfach dazu. Sie wird als die Repräsentantin des Schlösschens und der Johannes-Rau-Bibliothek wahrgenommen und geschätzt. Und niemand sonst wirbt erfolgreicher für dieses Projekt.
Sie sagten, das Schlösschen soll ein regionales Kultur- und Veranstaltungszentrum werden. Was heißt das konkret?
Im Mittelpunkt steht die Nutzung als Johannes-Rau-Bibliothek, die im ersten Stock unterkommen wird. Johannes Rau hat einen privaten Buchbestand von mehr als 10.000 Bänden hinterlassen, rund 8.000 davon werden im Schlösschen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es gibt dort Lese- und Veranstaltungsräume und Kopiermöglichkeiten. Ausgeliehen wird nicht. - Einen wunderschönen Veranstaltungssaal wird es unter der offenen Balkenkonstruktion im Dachgeschoss geben. Der fasst rund 100 Personen. Alle Räume werden für Sitzungen und Veranstaltungen der unterschiedlichsten Art auch vermietet. Damit das Haus mit einer schwarzen Null betrieben werden kann, reicht das natürlich nicht. Für die Einnahmenseite wird dem Roncalli-Café die Hauptrolle zufallen. Es wird im Kiez angenommen werden müssen. Und darüber hinaus eine kulturelle Empfehlung sein für kleine Leckereien, für Lesungen und hochwertige Kleinkunst in einer besonderen Atmosphäre.
Hat der Westwind e.V. zum Kiez um die Wilhelmsaue noch eine andere Beziehung als die Postanschrift im Schlösschen?
Sobald der Ausbau es erlaubt wird der Westwind sein Büro im Schlösschen beziehen und Einladungen aussprechen, zum Beispiel zu Lesungen und Salonveranstaltungen. Der Bezirk ist dafür auch deshalb ein interessantes Umfeld, weil er von Neuberlinern aus Nordrhein-Westfalen besonders gern als Wohnquartier gewählt wird. Das wissen wir seit einer Kooperation mit den Berliner Meldebehörden, die der Vertretung des Landes 2010 für den Zeitraum eines Jahres die Adressen von Zugewanderten aus nordrhein-westfälischen Postleitbezirken zur Verfügung gestellt hat. Geliefert wurden 10.173 Adressen! Überwiegend aus dem Berliner Westen. Sie wurden genutzt für die Einladung eines "Neubürgerempfangs", der eine fantastische Resonanz mit fast 600 Gästen hatte.
Ditmar Gatzmaga arbeitet seit Ende 2000 für die Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen in Berlin. Nach Gründung des Nordrhein-Westfalen-Hauptstadtnetzwerkes "Westwind e.V." im März 2008 wurde er zum Westwind-Geschäftsführer berufen. Er lebt mit seiner Familie in einem Dorf bei Fürstenwalde(Spree).