Gunter Demnig verlegt am 19. Mai 2015 zwei Stolpersteine für Isidor und Laura Gotthilf

15.05.2015: Stolpersteinverlegung um 9.50 Uhr mit feierlichem Gedenken mit den Nachkommen der Familie Gotthilf aus Israel, Großbritannien und Berlin, Konstanzer Straße 65/ Ecke Olivaer Platz 2

Gedenkarbeit ist der SPD-Abteilung Wilmersdorf-Nord ein wichtiges Anliegen

Am Dienstag, 19. Mai 2015, setzt Gunter Demnig um 9.50 Uhr zwei Stolpersteine in der Konstanzer Straße 65/ Olivaer Platz 2 in Wilmersdorf (vor dem Hotel Citadines).

Die Stolpersteine sind für Isidor und Laura (geb. Placzek) Gotthilf. Die initiierende SPD-Abteilung Wilmersdorf-Nord gedenkt der Familie in einem kleinen feierlichen Rahmen und erwartet acht Nachkommen aus Israel, Großbritannien und Berlin.

Über das traurige und beschämende Schicksal von Isidor und Laura Gotthilf:
Isidor Gotthilf war Kaufmann für Agrarprodukte. 1906 gründete er in der Oranienburger Straße 69 eine Firma für Getreide-, Futter- und Düngemittel, Sämereien, Wolle, seit 1916 stand er im Adressbuch Olivaer Platz 1 unter "Getreide-, Futter- und Düngemittel", von 1921 bis 1939 nur noch mit dem Zusatz "Getreide". Der Verein Berliner Getreidehändler bestätigte 1954, dass Isidor Gotthilf über ein gut gehendes Geschäft verfügte. Dort war auch sein Sohn Heinz angestellt. Der Betrieb hatte eine Börsenzulassung, eine eigene Bankabteilung und Kundschaft mit Großgrundbesitz. Die Zulassung an der Börse wurde ihm als Juden 1933 entzogen. Die Familie lebte von der Substanz. 1939 musste das Geschäft aufgegeben werden.

Die erwachsenen Kinder Heinz und Greta hatten Deutschland noch in der ersten Hälfte der 1930er Jahre verlassen. Die große Wohnung im Eckhaus, damals Olivaer Platz 1, wurde 1939 geräumt, das wertvolle Mobiliar in der Hoffnung auf eine Auswanderung im Hamburger Freihafen eingelagert.

Zur Auswanderung kam es nicht. Zum 1. Januar 1941 wurde ein Leerzimmer in der Xantener Straße 20 angemietet, 1942 durch eine sogenannte Einziehungsverfügung das verbliebene Vermögen eingezogen. Das Zimmer in der Xantener Straße wurde zum 30. Dezember 1942 geräumt, nachdem das Ehepaar abgeholt worden war. Das restliche Mobiliar wurde "zugunsten" des Fiskus versteigert.

Das Ehepaar Gotthilf war vollständig ausgeplündert worden. Am 26. August 1942 wurden die beiden am Anhalter Bahnhof in einen Zug, den sogenannten 51. Altentransport gesetzt, und nach Theresienstadt deportiert. Isidor Gotthilf starb dort am 24. Februar 1943 an Unterernährung und hygienischen Missständen. Laura Gotthilf wurde am 16. Mai 1944 aus Theresienstadt nach Auschwitz verbracht und dort ermordet.

Pressemeldung des BA Charlottenburg-Wilmersdorf v. 13.05.2015

Je einen Stolperstein spendete die Stolperstein-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf sowie die SPD-Abteilung Wilmersdorf-Nord.

Am 19. Mai 2015 werden in Wilmersdorf noch weitere Stolpersteine verlegt:

  • Konstanzer Straße 8, 2 Stolpersteine, 10.10-10.30 Uhr,
  • Bayerische Straße 9, 4 Stolpersteine 10.45-11.15 Uhr,
  • Bayerische Straße 12, 4 Stolpersteine, 11.15-11.35 Uhr,
  • Pfalzburger Straße 64, 1 Stolperstein, 11.45-12 Uhr,
  • Holsteinische Straße 57, 2 Stolpersteine,
  • Nassauische Straße 21, 3 Stolpersteine,
  • Prinzregentenstraße 84, 4 Stolpersteine
  • Prinzregentenstraße 88, 2 Stolpersteine,
  • Jenaer Straße 9, 2 Stolpersteine.
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